„Die spielen in einer eigenen Liga“, urteilte ein Musikfachkundiger über niederländische Blasorchester an sich, als die „Harmonie Sub Umbra“ aus Veldhoven am Sonntag zum Doppelkonzert des Pfingstmusikfests Balzhofen ihren Part mit exzellenter Präzision und Musikalität meisterte, was das Publikum mit Standing Ovations belohnte. Klangvollen Satzgesang und urige Späße brachte das mittelbadische Ensemble „Vokal5mal“ ein.
Ungeachtet der Hochsommerhitze draußen war das Festzelt zum Hauptereignis des Pfingstmusikfests bemerkenswert gut gefüllt. Vorsitzender Joachim Kühnhöfer, seitens des Musikvereins „Harmonie“ als Gastgeber, und Vorsitzender Joop van Rooij, seitens des Musikvereins „Harmonie Sub Umbra“ als Gast, waren gegenseitig des Lobes voll über den Aufenthalt der Niederländer im Badischen und tauschten Gastgeschenke aus.
Bereits die „Festliche Ouvertüre“ aus der Feder Dimitrij Schostakowitschs offenbarte: Die „Harmonie Sub Umbra“ unter Leitung des Dirigenten Sef Pijpers ist ein hochklassiger Klangkörper. Unter sich hatten die Register auf der Bühne nachjustiert, warteten dann mit vorbildlicher Stimmung und konstant guter Intonation auf. Das Blasorchester präsentierte sich ausgesprochen homogen im Klang, legte eine fein differenzierte Dynamik an den Tag, die von zarten solistischen Passagen über durchsichtige Klanggeflechte einzelner Register bis zu markigen Tutti reichte.
In Schönklang schwelgte die „Harmonie Sub Umbra“ bei Elgars „Chanson de matin“. Thom Roosen, noch sehr jung an Jahren, bezauberte als Saxofonsolist mit wunderbarem Timbre und behänden Läufen in den Sätzen „Modere“ und „Braziliera“ aus Milhauds „Scaramouche“. In „Lord Tullamore“, einem Werk ihres Landsmanns Carl Wittrock, malten die niederländischen Musiker temperamentvolle keltische Tänze und den verträumten Zauber irischer Landschaften. In furiosem Galopp durchjagten sie die Rhythmen von Hardy Mertens’ Zigeunermarsch „Rose des Sables“; dabei profilierten sie sich nicht nur blasmusikalisch, sondern auch mit witzigen Einwürfen jazzigen Scat-Gesangs.
Das Vokalensemble aus heimischen Landen setzte in seinen Programmparts reizvolle Kontraste zur konzertanten Blasmusik: Günther Droll, Frank Bauer, Hans-Joachim Bleier, Jürgen Bauer und Michael Späth begeisterten mit astreinem A-Cappella-Gesang. Als „Vokal5mal“ servierten sie Melodien aus ihrer bisher 18-jährigen Karriere, angefangen mit einem Glanzlichter-Querschnitt durchs Ouevre der Comedian Harmonists. Überdies bezauberte das Quintett mit mal deutsch, mal englischen gesungenen Hits wie „Ich wär so gerne Millionär“, „Caravan of Love“, mit einer Ulk-Version von „Wild Thing“ und mit „Komm gib mir deine Hand“ als nostalgischer Erinnerung an die Beatles-Ära.
Zu Beginn ihres zweiten Parts wiegte sich die „Harmonie Sub Umbra“ tänzerisch in Mashimas „Paris – Montmartre“. Mit aufrüttelnden, aber auch filigranen Passagen beeindruckte sie in Halvorsens „Einzugsmarsch der Bojaren“. Solist Manfred Bogers riss das Publikum mit seinem Euphonium-Solo in einer Bearbeitung der Figaro-Arie aus Rossinis „Barbier von Sevilla“ zu Begeisterungsstürmen hin. In den Endspurt ging die „Harmonie Sub Umbra“ mit Billy Joels rasantem „Root Beer Rag“ und einem satirischen verfremdeten „Florentiner Marsch“. Man glaubte seinen Ohren nicht zu trauen: Abschließend spielten die Niederländer knackig den Marsch „Hoch Badnerland“ mit dem eingebetteten Badnerlied, das „Vokal5mal“ und das Publikum gemeinsam stehend sangen. (Werner Vetter)
Exzellentes Blasorchester, hervorragender Solist: Thom Roosen entzückte mit einem Altsaxofonsolo voller Schmelz und Virtuosität in Milhauds „Scaramouche“, begleitet von der „Harmonie Sub Umbra“ aus Veldhoven. Foto: Werner Vetter
Schöne Stimmen, prächtiger Zusammenklang: „Vokal5mal“ setzte mit Gesang und Humor einen reizvollen Kontrast zur konzertanten Blasmusik. Foto: Werner Vetter
Manfred Bogers riss das Publikum im Balzhofener Festzelt mit einem virtuosen Euphonium-Solo einer höchst anspruchsvollen Bearbeitung der Figaro-Arie aus Rossinis „Barbier von Sevilla“ zu Begeisterungsstürmen hin. Foto: Werner Vetter
Sef Pijpers, musikalischer Leiter der „Harmonie Sub Umbra“, animierte in Hardy Mertens’ Zigeunermarsch „Rose des Sables“ das Publikum zu witzigem, jazzigem Scat-Gesangs.
Foto: Werner Vetter
In allen Registern bestens besetzt, so präsentierte sich das Blasorchester „Harmonie Sub Umbra“. Fotos: Werner Vetter
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