Musikverein Harmonie Balzhofen e.V.

Presseartikel Acher- und Bühler Bote vom 25. Mai 1999:

Fotos und Bericht von Werner Vetter

FEINE NUANCEN arbeitete Bettina Uhry bei ihrem Debüt-Konzert mit dem Blasorchester "Harmonie Balzhofen heraus: Stimmig gestaltete sie weitschwingende Crescendi.

CHORGESANG DER MEISTERKLASSE: Der "Liederkranz" aus Oberveischede im Sauerland, dirigiert von Hubertus Schönauer, riß die Zuhörer zu Begeisterungsstürmen hin.

Pfingstmusikfest in Balzhofen

Das Debut der neuen Dirigentin
war ein voller Erfolg

Eine 20jährige Freundschaft mit dem Meisterchor "Liederkranz" aus dem sauerländischen Oberveischede

Bühl-Balzhofen (wv). Langanhaltender Beifall und Zugaberufe zeigten es: Das Debütkonzert der neuen Dirigentin gelang rundum, Bettina Uhry und das Blasorchester der "Harmonie" Balzhofen überzeugten die Fans beim Pfingst-Musikfest mit hoher musikalischer Qualität. Nicht weniger entzückte der Meisterchor "Liederkranz" aus dem sauerländischen Oberveischede: Er bot Chorgesang der Leckerbissen-Klasse.

Seit 50 Jahren veranstalte die "Harmonie" alljährlich das Pfingst-Musikfest, blickte Vorsitzender Richard Lang in seinem Willkommen zurück, und das ganze Dorf feiere mit. Uwe Schultheiß und sein Team hatten in bester Balzhofener Tradition dafür gesorgt, daß das Festzelt in üppiger Blütenpracht prangte. Ins Festliche des Abends fügte sich die Conférence Elvira Merkels, die - immer einen passenden Vers auf den Lippen - gehaltvoll durchs Programm führte.

Mit Spannung war das Debüt-Konzert Bettina Uhrys erwartet worden. Die ersten Töne erklangen, der Marsch aus der "Zweiten Suite in F" von Holst. Sehr sauber gestimmt, blühten klangschön die Orchestertutti auf. Weit spannte Bettina Uhry mit ihren an die 50 Musikerinnen und Musikern die Dynamikbögen. Das Hörvergnügen setzte sich von Stück zu Stück fort. So entlockte die Dirigentin dem Klangkörper volkstümlich beschwingte, aber zugleich feingliedrig geknüpfte "Gablonzer Perlen". Bewundernswert, was die 23jährige in nur zwei Monaten Proben mit den Balzhofenern erarbeitet hatte, zum Beispiel das farbstarke Klanggemälde "Appalachian Overture" von James Barnes: Es trumpfte in großen Steigerungen auf, durch aparte Klangmischungen und raffinierte Perkussion.

Bruchlos meisterte das Orchester die Rhythmuswechsel in Tuschlas Potpourri "Die Welt der Oper", zeichnete stimmig den unterschiedlichen Charakter dieser Opern-Ohrwürmer. Virtuos durcheilte Andreas Friedmann als Trompetensolist die immer feineren Verästelungen, die Tonrepetitionen und atemberaubenden Läufe des " Carneval von Venedig" und erntete Riesenapplaus. Nuanciert gestaltete Bettina Uhry mit der "Harmonie" Jacob de Haans "Concerto d'amore", steuerte behutsam die Dynamik, animierte zu nahtlosen Crescendi und strahlendem Tuttoklang. Das Orchester musizierte beachtlich präzise, Ansatz-, Rhythmus- und Intonations-fehltritte fielen nicht ins Gewicht. Posaunen-Pfeffer würzte den Dixiemarsch "Countdown". Auf luftigen Wolken schwebte Waigneins "Song and dance" hernieder. Locker swingte lwais"American Graphity" im Big Band-Sound, Matthias Krampfert garnierte es mit rauchigen Saxophon-Solopassagen. mit einem witzigen Marsch-Mix, "Radetzky forever", beschlossen Bettina Uhry und das Blasorchester "Harmonie" ihren Programmpart.

Das Festkonzert war auch Ergebnis und Würdigung einer 20jährigen Freundschaft: Außergewöhnlich sei diese, denn sie bestehe zwischen einem sauerländischen Chor und einem badischen Blasorchester, meinte "Harmonie"-Vorsitzender Lang. Er erinnerte daran, wie Bürgermeister a. D. Gerhard Fritz und "Harmonie"-Ehrenvorsitzender Arnold Schultheiß 1979 die Kontaktsuche der Oberveischeder gern aufgegriffen hatten. Deren Vorsitzender Hans-Joachim Rickelhoff würdigte die Freundschaft von "Harmonie" und "Liederkranz" ebenfalls als etwas Besonderes, zumal sie 330 Kilometer Entfernung, Vorstands- und Dirigentenwechsel überdauert, sich gefestigt und in die Dorfgemeinschaften hinein entwickelt habe.

Mucksmäuschenstill wurde es im Publikum: Der Meisterchor aus Oberveischede erhob seine Stimmen: "Hier wo das Meer wie ein Spiegel so glatt, hier war Vineta, die heilige Stadt", erklang in traumhafter Feinzeichnung, schlackenfrei intoniert und in homogener Klangfülle. Mit Leib und Seele dirigierte Hubertus Schönauer den mehrfach preisgekrönten Meistechor. Geradezu explosive Dynamik entfalteten die Oberveischeder in Kempkens "Fraternitas", verzahnten nahtlos die gegenläufigen Melodien und meisterten glänzend die schräge Harmonien. Akzentuiert empfahlen sie "Lauf Jäger, lauf", artikulierten glasklar, setzte punktgenau die Konsonanten. Köstlich lautmalend schwelgten sie in der "Hochzeit de Frösche". Der Jubel des Publikums über dies Glanzleistung war riesig.